Gerhard Höberth

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Evolutionärer Idealismus
und Die Quelle von Materie und Geist

 

Die Idee, die Welt könnte eine Simulation sein, gründet auf der Tatsache, dass alles, was wir als materielle Welt wahrnehmen, in der Sprache der Mathematik darstellbar ist.
Alles besteht aus Zahlen und ihren Relationen zueinander. Aber selbst die Zahlen sind schon Relationen. Wenn wir eine „1“ sehen, bedeutet es „genauso groß wie“. Haben wir eine „2“, steht dies für „dopelt so groß wie“ und eine „0,5“ ist gleichbedeutend mit „halb so groß wie“. Die Welt besteht aus nichts anderem als aus Relationen von Relationen. Deshalb wird die Welt als Informationsraum, als Cyberspace betrachtet.

 
Aber diesen Informationsraum als Simulation in einem Computer zu deuten, ist nichts als die Übertragung des materialistischen Paradigmas auf ihre Ursache. Es ist umgekehrt. Die Materie ist die Folge dieses Informationsraumes und nicht dessen Ursache. Wenn man diesen Fehler begeht, kommt man in einen unendlichen Regress, denn die Welt, in der die Simulation stattfindet, muss wiederum als Simulation gesehen werden und so weiter. Die Welt ruht auf einer Schildkröte und diese wieder auf einer Schildkröte. Und man darf nicht weiter fragen, denn es sind Schildkröten bis ganz nach unten.
Nein, bereits die erste Schildkröte ist eine Fehlinterpretation.

Dass der Urgrund der Welt überhaupt als komplexes Gefüge von Relationen gesehen werden kann, ist gleichbedeutend damit, dass dieser Urgrund strukturiert ist. Der Urgrund hat einen Inhalt. Er ist nicht leer. Alleine die Vorstellung, dass dieser Urgrund überhaupt existiert, muss umfassen, dass er einen Inhalt hat. Ohne Inhalt wäre er leer und damit nichts. Und dieser Inhalt ist die Struktur der Relationen.

Die subjektive Erfahrung jedes Lebewesens ist dabei ein empirischer Beweis dafür, dass Bewusstsein Bestandteil dieses Urgrundes ist. Denn, es lässt sich zwar der INHALT des Bewusstseins (weiches Problem des Bewusstseins) mit rekursiver Informationsverarbeitung erklären, aber eben nur, wenn Bewusstsein generell, also die Tatsache, dass diese Welt überhaupt die Möglichkeit bietet, dass wir uns unseres Bewusstseinsinhaltes bewusst werden können (hartes Problem des Bewusstseins) bereits als gegeben vorausgesetzt ist. Die beiden Komponenten Geist und Materie sind also gleichberechtigte Erscheinungen dieser Welt. Dazu kann man sich als panpsychistische Hilfskonstruktion vorstellen, dass Materie den Geist als Grundeigenschaft bereits enthält, wie auch Masse als Grundeigenschaft vorhanden ist. Allerdings führt das wieder nur in die Irre und ist auch gar nicht notwendig. Vielmehr sind die Daten, Zahlen und Relationen, die ein materielles Objekt ausmachen, so zu interpretieren, dass ihre materielle Erscheinung nur auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass man dieses Objekt von außen betrachtet, das Objekt also nicht selbst ist. Dieselben Daten werden, wenn man das Objekt ist, als innere Gestimmtheit wahrgenommen, als Bedeutungsrelationen, die ein individuelles subjektives Bewusstsein (Bewusstseinsinhalt) erzeugen. (Wieso man den eigenen Körper trotzdem als Objekt in einer Objektwelt wahrnehmen kann, habe ich an mehreren Stellen meiner Bücher über den evolutionären Idealismus beschrieben.)
Mit dieser Perspektive auf den Urgrund als Axiom kann man die Entstehung von Raum, Zeit, Materie und Geist als Sekundärerscheinungen der inneren Struktur des Urgrundes ableiten.“

Aus der Einleitung des Manuskripts mit dem Arbeitstitel „Einmaleins der Subjektivität“ von Gerhard Höberth