Gerhard Höberth

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Evolutionärer Idealismus in Kurzform

 

Ich möchte hier eine Kurzform des Evolutionären Idealismus vorstellen, die dabei helfen kann, andere Blogbeiträge besser zu verstehen, in denen es darum geht, meine Philosophie mit anderen Theorien zu vergleichen.

Evolutionärer Idealismus

Ontologie

•    Im Gegensatz zum Dualismus (Geist – Materie) ist der „Evolutionäre Idealismus“ eine monistische Philosophie, d.h. es gibt nur eine Grundsubstanz, wie im Materialismus (Materie), im Idealismus (Geist) und auch im Panpsychismus (geistbegabte Materie).

•    Aber im Gegensatz zu diesen gängigen Philosophien ist die Grundsubstanz im EvId etwas, das hinter Geist und Materie liegt und beides erst sekundär hervorbringt. Ich nenne dies den „Informationsraum“ (Cyberspace), „Divine Attention“ oder „Divine Awareness“ („D-A“). Nichts davon trifft tatsächlich den Kern dieser Substanz. Aber jede Bezeichnung deutet auf eine Eigenschaft hin, die diese Grundsubstanz für unsere Realität hat.

•    Es gibt eine innere Grundstruktur dieser primären Substanz („D-A“), die durch eine Art mathematische Eigenschaft hervorgerufen wird (iterative Selbstreflexion = Bewusstsein / platonischer höchster Archetyp: „Einheit vs. unbestimmte Zweiheit“).
Es ist die Notwendigkeit des Beobachtungsaktes, in Beobachter und Beobachtetes getrennt zu sein.
Sie bewahrt das Ganze davor, ein homogener Monoblock zu sein, und diese Eigenschaft (die sich auf der Seite der Materie in der Quantenphysik auch als Unschärfe manifestiert) bewirkt die Fülle der Innerlichkeit dieses Ganzen, und diese Innerlichkeit ist der Kosmos selbst.

•    Materie und Geist als sekundäre Phänomene sind jedoch keine getrennten Substanzen, sondern nur temporäre Perspektiven der dissoziierten Ganzheit auf sich selbst.
•    Materie ist die Erscheinung, wenn Geist von außen betrachtet wird.
•    Geist ist die Erscheinung, wenn Materie von innen betrachtet wird.

 

Prozessentwicklung

•    Daraus ergibt sich auch eine duale Prozesskraft, die sich als Kausalität (Materie = bottom-up) und Teleologie (Geist = top-down) gegenüberstehen. Jede Ganzheit, jedes Holon, erhält seine materielle Erscheinung durch den Druck der Kausalität (Physik / Evolution) der kleinsten Materieteilchen (Subholons), die durch den teleologischen Sog (Archetypen / bewusste Zielsetzungen / „narrative Kausalität“) der geistigen Ganzheit in ein holonisches / systemisches Muster gezogen werden.

•    Der subjektive Geist individueller Holons entsteht also nicht wie ein materielles System, indem sich Teilchen und ihre Eigenschaften zu Ganzheiten verbinden. Dies ist lediglich der Prozess, in dem sich ihre äußere Erscheinung manifestiert.
- Die Ursache geistiger Ganzheiten liegt in der Teilung/Dissoziation höherer Ganzheiten.
- So wie die Ursache materieller Systeme in der Verbindung niedrigerer Systeme (Sub-Holons) zu höheren Ganzheiten (Super-Holons) liegt.
Nur in der Wirklichkeit unserer Realität sind diese beiden Komponenten gemeinsam als konkrete Subjekte (vom Subjekt selbst) erfahrbar.
(Die Eigenschaften dieser beiden Komponenten lassen sich auch im Lambdoma [der Link führt zu einem Auszug aus meinem Buch "Die Welt von innen"] als Dur- und Moll-Tonlinien nachvollziehen).

 

Urgrund

•    Das kosmische Bewusstsein („D-A“) ist nicht identisch mit dem Geist, der sich im Individuum manifestiert. Ebenso wenig ist diese Gesamtheit der Information („D-A“) mit der Materie des Kosmos identisch. Die Materie des individuellen Körpers eines Subjekts ist ebenso eine sekundäre Erscheinung wie auch der individuelle Geist dieses Subjekts.

•    Es gibt also weder einen Grund zu meinen, dass Materie eine lokale Manifestation innerhalb des Geistes sei, der Geist selbst aber universell ist, wie der Idealismus annimmt, oder zu meinen, dass der Geist wirklicher sei als die Materie (ebenfalls der Idealismus), noch gibt es einen Grund anzunehmen, dass die Materie wirklicher sei und der Geist nur ein durch die Komplexität der Materie erzeugtes Epiphänomen ist, wie der Materialismus glaubt.
Beide sind lokale Manifestationen eines zugrundeliegenden integralen Feldes.
Es sind Sekundärerscheinungen und keine primären Substanzen.
Nur ihre Perspektive (Geist ist Materie von innen / Materie ist Geist von außen)
und ihr Ursprung (Top-down-Teleologie des Geistes / Bottom-up-Kausalität der Materie)
unterscheiden sich.

•    Die eigentliche Bühne des Geschehens ist aus diesem Grund weder die Raumzeit (Materialismus) noch das Bewusstsein (Idealismus) – [beides sind nur Sekundärerscheinungen der inneren Gesetzmäßigkeiten] –,
sondern ein hinter diesen Komponenten liegender „Informationsraum“ („D-A“), der sich aus der inneren Struktur der primären Grundsubstanz („D-A“) ergibt.

•    Dieser „Informationsraum“ ist aus raumzeitlicher und subjektiv bewusster Sicht so weit entfernt, dass es keine Begriffe aus dieser Welt geben kann, die als Vergleich dienlich sind. „Informationsraum“ ist daher ein Hilfsbegriff, der seine Funktion aus der Sicht dieser Welt beschreibt, aber nicht sein lebendiges Wesen wiedergibt.

 

•    Die innere Sicht (von innen betrachtet = Geist) eines Holons der niedrigsten Integrationsstufe, das auf der objektiven Ebene (von außen betrachtet = Materie) als subatomares Teilchen erscheint, ist identisch mit den physischen Eigenschaften dieses Teilchens.
Die Mentalität ist nichts, was den messbaren Eigenschaften hinzugefügt wird.
Was objektiv als Masse, Ladung, Spin, Impuls oder Aufenthaltsort messbar ist, wäre aus der Innenperspektive die Erfahrung einer subjektiven Gestimmtheit.
Was objektiv als Quantität erscheint, erscheint aus der Innenperspektive zugleich als Qualität.
Es gibt nichts Zusätzliches, das als Qualität erscheinen könnte, zu dem, was von außen betrachtet als Quantität erscheint.
Insofern gibt es keine mystische / metaphysische Komponente in dem System.

 

Relationalität

•    Allerdings gibt es keine Einzelobjekte und keine Einzelsubjekte. Jedes Holon existiert nur im Kontext der Ganzheit, wenn es von anderen Teilen der Ganzheit wahrgenommen werden kann. Dies ist das Äquivalent der Quantenunschärfe vor dem Kollaps, der selbst auch wieder nur durch eine Interaktion mit einem anderen Teilchen ausgelöst werden kann. Jedes subjektive Empfinden wie jedes objektive Faktum ist relational zum Kontext. (Das „Ich“ entsteht erst durch die Wahrnehmung durch ein „Du“.)

•    Da aber jedes Holon bis hinunter zum subatomaren Teilchen eine Innenperspektive hat und somit als „Du“ fungieren kann, ist die materielle Realität keine Illusion.
Jede Interaktion von Teilchen ist gleichzeitig eine „Beobachtung“, in der ein Teilchen etwas vom anderen erfährt (Der Quantenkollaps durch Interaktion bringt beide Teilchen füreinander in die Realität).

•    Interagieren zwei Teilchen, bilden sie eine gemeinsame Realitätsblase. Alles andere ist aus dieser Blase ausgeschlossen und bleibt für den Rest nur Wahrscheinlichkeit, bis es ebenfalls interagiert und die Quantenfunktion der beiden Teilchen auch für ein Drittes zu einer konkreten gemeinsamen Realität zusammenbricht.
Dadurch ergibt sich eine selbst-referentielle Realität, die wie ein Hologramm aufgebaut ist und ihre innere Stabilität autopoietisch aus den durch Wahrscheinlichkeitsentscheidungen aufgebauten Realitätsblasen erhält.
Die gemeinsame Realität existiert nur für sich, wobei sich individuelle Perspektiven innerhalb der Realität gegenseitig bestätigen. Es bleibt aber eine Relationalität der subjektiven Wirklichkeiten innerhalb dieser Realität.

 

Hierarchieschichten der Wirklichkeit

•    Bei Holons höherer Integrationsstufen sind die physikalischen Eigenschaften nur noch am Rande Teile einer „bewussten“ (Nicht „Ich-bewussten“ oder „Selbst-bewussten“, sondern „rudimentär bewussten“) Innenschau. Ins Zentrum rücken vielmehr die jeweiligen Emergenzen der Integrationsstufe. Dies sind die jeweiligen Bedeutungen FÜR das individuelle Holon und diese sind wesentlicher als die physikalischen Fakten. Mit jeder neuen Integrationsstufe gibt es neue Bedeutungen, welche die Realitätsblase erzeugen und füllen. Bis hinauf zur Noosphäre unserer Kultur.

 

Nochmal Ontologie

•    Der „Evolutionäre Idealismus“ bestätigt eine Form des Idealismus durch lebendige Awareness als Grundlage des Kosmos (primäre Metaebene hinter den sekundären Erscheinungen der materiellen Raumzeit und der qualitativen Erfahrung = „D-A“).
Der EvId folgt aber vollkommen dem Materialismus in seiner kausalen Konsequenz und der zeitlichen Evolution des Lebens. Gleichzeitig gibt er dem Panpsychismus recht in der Idee der Innenperspektive aller Holons, bis hinunter zu subatomaren Teilchen. Der EvId hat auch keinerlei Schwierigkeiten, aus der Awareness der Ganzheit („D-A“) individuelles Bewusstsein abzuleiten, und ist in seiner praktischen Anwendung ein „Perspektiven Dualismus“ von Materie und Geist.
Alle vier Ontologiemöglichkeiten sind richtig, aber nur Teilwahrheiten.

•    ... Fortsetzung folgt